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internetpraktikum

Das Internetpraktikum ist das größte Projekt, das ich während meines Studiums realisiert habe:

Die maßgebliche Konzeption eines universitären Praktikums.

Seit dem Sommersemester 2003 gibt es den Lehrstuhl für Rechnernetze und Internet von Prof. Dr. Georg Carle am Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik der Universität Tübingen. Im Wintersemester 2003/ 2004 veranstaltete der Lehrstuhl zum ersten Mal unter Betreuung von Uwe Bilger und Heiko Niedermayer das Internetpraktikum.

Ein universitäres Praktikum ist eine Lehrveranstaltung, bei der die Teilnehmer in wöchentlichen praktischen Übungen Inhalte vertiefen.

Der erste Durchgang des Internetpraktikums fand auf Basis des Buches [Jörg Liebeherr, Magda El Zarki, Mastering Networks: An Internet Lab Manual, Press 2004] statt. Das Buch ist ein Begleitheft zu einem Praktikum und beinhaltet Versuche und zugehörige Aufgaben. Ich selbst habe an der Veranstaltung teilgenommen.

Sowohl der Umfang als auch der Inhalt sind auf ein Praktikum an einer amerikanischen Uni mit entsprechendem Zeitaufwand ausgelegt – wir haben regelmäßig mehrere komplette Tage im Praktikumsraum verbracht.

Für das darauffolgende Semester wurde mir angetragen, bei der Umgestaltung mitzuwirken.
In der vorlesungsfreien Zeit vor dem Sommersemester 2004 begann ich zusammen mit Uwe Bilger und später noch Johannes Riedl neue Aufgaben – teils in Anlehnung an das Buch von Liebeherr – zu konzipieren.

Der letzte Versuch des ersten Internetpraktikums war eine Zusammenarbeit mit dem Schweizer Vitels-Projekt. Das Virtual Internet and TElecommunications Laboratory of Switzerland (Vitels) ist ein Verbund mehrerer Schweizer Universitäten zu einem Online-Labor. Man kann sich virtuell auf rechnern einloggen, um Versuche durchzuführen und – für mich noch interessanter – Aufgaben innerhalb eines Websystems (WebCT) bearbeiten. Dies war eine völlig neue Erfahrung im Kontrast zu den mit einer Textverarbeitung angefertigten Protokollen, die wir für die anderen Versuche anfertigen mussten.

labsystem1
Labsystem1 im Sommersemester 2004.

Neben der Verbesserung der Versuche wollte ich auch den Praktikumsablauf "revolutionieren".
Damals waren ComputerBasedTraining-Systeme noch nicht sehr bekannt. Das WebCT-Programm war zu teuer und bot auch nicht genau das was ich mir vorstellte. Also begann ich das Rad neu zu erfinden und schrieb mein erstes eigenes webbasiertes eLearning-System (Screenshot oben) .

Ohne das System hätten wir es nicht geschafft, Aufgaben zu erstellen, die Teilnehmer zu betreuen und deren Abgaben zu korrigieren. Nähere Informationen zu den didaktischen Überlegungen hinter dem System finden sich in meiner Studienarbeit .

Das System entstand unter enormem Zeitdruck und wurde in der ersten Praktikumswoche direkt von den neuen Teilnehmern der Feuertaufe unterzogen und über das Semester weiterentwickelt, entsprechend der Anforderungen, die sich ergaben.

labsystem
Das Labsystem.

Der Einsatz eines webbasierten Praktikumssystems kam bei den Teilnehmern sehr gut an. Die sehr rapide Entwicklung brachte leider sehr unübersichtlichen Quelltext mit sich und so entschloss ich mich im Wintersemester 2004/ 2005 von Grund auf eine neue Version der Software zu schreiben: Das Labsystem (Screenshot s.o.). Das System ist modular aufgebaut und unterstützt die Praktikumsdurchführung auf vielfältige Weise. Eine Demoversion findet sich hier.

Das Praktikum findet von Anfang an auf Englisch statt. Dies hat den positiven Effekt, dass die Teilnehmer lernen, sich auf Englisch zu artikulieren, was in der Informatik von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist.

Die Entwicklung der Versuche war eine sehr wertvolle Erfahrung. Im ersten Jahr stellten wir die Aufgaben kurz vor der Beartbeitung durch die Teilnehmer fertig und konnten sie so gleich im praktischen Einsatz erproben und verfeinern. Über die mitlerweile vielen Semester habe ich viel Erfahrung gesammelt, wie Aufgaben zu formulieren sind, damit sie "funktionieren".

Die Themen, zu denen wir Versuche ausgearbeitet haben finden sich hier und sind in Auszügen:

  • Statisches Routing
  • Ddynamisches Routing (RIP, OSPF, BGP)
  • TCP/ UDP
  • DNS
  • DHCP
  • IPMaskerading
  • Firewalling (IPTables)
  • VPN
  • Multicast
Später kamen noch Wireless LAN und IPv6 hinzu.

Danke für die Mitarbeit an:

  • Uwe Bilger (Konzeption, Betreuung ws0304 ss04 ws0405)
  • Heiko Niedermayer (Mitkonzeption der PreLabs, Begleitende Vorlesung ws0304 ss04 ws0405 ss05 ss06)
  • Johannes Riedl (Konzeption, Betreuung ss04)
  • Joachim Schiele (Konzeption WLAN, Betreuung ws0405, ss05, ws0506, ss06)
  • Andreas Korsten (Konzeption Security I, Betreuung ss05, ws0506)
  • Marc Fouquet (Begleitende Vorlesung ws0506)
  • Edgaras Stasaitis (Betreuung ss05 ws0506 ss06)
  • Tobias Beck (Betreuung ss06)

Die endlose Zeit, die ich in den Aufbau des Praktikums gesteckt habe, hat sich gelohnt: Es erfreut sich regen Zuspruchs – trotz oder gerade wegen des hohen Anspruchs. Im Sommersemester 2006 haben wir 30 Teilnehmer an drei Testaufbauten. Der beste Beweis dafür, dass es interessant ist...


Die Teilnehmer des Internetpraktikums im Sommersemester 2006.

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